Einfach werfen

Einer Referentin darf frau auch mal etwas vor die Füsse schmeissen

Elisabeth Bosshart

Clubpräsidentin von 2006 bis 2012

Einfach werfen

Elisabeth, was war der skurrilste Moment während deiner Präsidentschaft?
Vermutlich der Clubabend, an dem ich einer Referentin ihr Geschenk nicht ordentlich überreicht habe, wie sich das gehört, sondern es ihr vor die Füsse geschmettert habe – es war eine «unkaputtbare» Blumenvase.
Ihr Thema war Storytelling, eine ihrer Hypothesen war, dass eine Story ein Ende haben muss, das in Erinnerung bleibt. Scheint zu funktionieren – sie zieht mich jedenfalls heute noch damit auf …

Was war das spannendste Gespräch, das du als Präsidentin des BPW Clubs Bern geführt hast?
Schwierig, «das» spannendste Gespräch zu definieren. Es gab viele spannende Gespräche – mit den Clubmitgliedern, mit Referentinnen, mit Präsidentinnen aus den anderen Clubs und anderen Federations.
Spannend ist auf jeden Fall, dass frau als Präsidentin einen anderen Zugang zu den Clubmitgliedern, aber auch über die Clubgrenzen hinaus hat und Gespräche führt, die sonst so evtl. nicht möglich (oder nicht nötig) gewesen wären.

Was war der spannendste Moment in deiner Zeit als Präsidentin vom BPW Club Bern?
Eigentlich war es nicht ein einzelner Moment, sondern eine Entwicklung, die zu beobachten war. Nach der Einführung von Kommissionen bzw. Arbeitsgruppen für verschiede Themen, z.B. Programmkommission, AG Equal Pay Day, Patinnen-Gruppe etc., waren fast ein Viertel der Clubmitglieder in der einen oder anderen Weise engagiert. Vorher hat – etwas vereinfacht gesagt – der Vorstand gearbeitet und die Mitglieder haben «konsumiert». Mit so vielen Engagierten kann natürlich viel mehr bewegt werden. Die Arbeit verteilt sich auf mehrere Schultern und alle zusammen haben mehr Ideen und ein grösseres Beziehungsnetz und wissen, was es noch gibt und wo man es bekommen kann.

Am spannendsten aber war, dass die allgemeine Zufriedenheit deutlich gestiegen ist. Ich weiss nicht, ob es daran lag, dass beim Selber-Machen halt auch die Grenzen spürbar werden, und man eher mit dem Realisierbaren zufrieden ist, als immer noch mehr zu wünschen oder zu erwarten, oder daran, dass jede, die das wirklich wollte, auch die Gelegenheit hatte sich aktiv einzubringen.

Wir hatten damals im Vorstand auch Diskussionen, ob es schlau sei, den Interessentinnen gleich von Anfang an zu sagen, dass wir von ihnen erwarten, dass sie sich ebenfalls engagieren. Schliesslich wollten wir unsere Interessentinnen ja nicht abschrecken. Es hatte jedoch einen sehr positiven Effekt –dass wir nicht ein Jekami-Club sind, hat den Club attraktiver gemacht. Und wenn sich tatsächlich jemand davon hat abschrecken lassen, dann war das vielleicht auch gut so.

Welche Begebenheit hat dir vor Freude (oder Lachen) Tränen in die Augen getrieben, als du Präsidentin des BPW Club Bern warst?
Was so richtig «gfägt» hat, war die Arbeit im Vorstand oder auch in den Projektgruppen. Trotz manchmal heftiger Diskussionen hatten wir auch viel miteinander zu lachen, bis uns allen die Tränen übers Gesicht gelaufen sind. Wir haben viel gearbeitet und uns dabei gut kennengelernt, gleichzeitig hatten wir es auch privat gut miteinander und es sind dauerhafte Freundschaften entstanden.

Was hat dich während deiner Präsidentschaft zu Tränen gerührt?
Ich bin nicht so nah am Wasser gebaut, darum kommen mir eher selten die Tränen. Was mich jedoch immer tief beeindruckt hat, war die grundsätzlich offene, hilfsbereite und positive Grundstimmung. Wenn das sonst übliche Sich-gegenseitig-Ausstechen oder das Sich-in-den-Vordergrund-Spielen nicht stattfindet, sondern alle gemeinsam ein Ziel verfolgen, dann kommt viel mehr dabei raus und es macht erst noch Spass.
 
Autorin: Elisabeth Bosshart
Foto: Elisabeth Bosshart