Clubabend 16. April 2019

Clubabend 16. April 2019

Führen und dienen als Ordensfrau – eine etwas andere Karriere


Veröffentlicht: 22.04.2019

Leben mit vielen Veränderungen und dabei die christlichen Werte behalten, ist eine stän­dige Herausforderung. Schwester Lydia Schranz erzählt vom Alltag einer Diakonisse und Kaderfrau – den religiösen und weltlichen Aufgaben.

Lydia Schranz ist das jüngste Kind einer gro­ssen Familie aus Biel, wo sie eine schöne Kindheit verbringt. Nach Haushaltslehre und Kindergärtnerinnen-Seminar lernt sie in den drei Berufsjahren in Bern, gegenüber Eltern und den Kommissionsmitgliedern über­zeugend aufzutreten.
Mit 18 Jahren hört sie den Ruf im Gebet, bittet Gott dann aber, ihr noch fünf Jahre zu geben, um ihren Weg zu finden. Mit 23 Jahren tritt sie in die Diakonissen-Gemeinschaft ein. Es gibt über 500 Schwestern, davon 110 im Alters­heim – heute sind es noch 30.

Stiftung Diaconis
1844 gründete Sophie von Wurstemberger ein Krankenasyl. Sie versuchte neben der Pflege den Notleidenden auch den christlichen Glauben zu vermitteln. 1875 wurde es zur Stiftung umgewandelt, 1888 im Altenberg das Salem-Spital als Ausbildungsort für Diakonis­sen eingeweiht. Dieses Jahr feiert die Stiftung Diaconis das 175. Jubiläum.

Diakonisse und Kaderfrau
Während des Noviziats absolviert Sr. Lydia eine dreijährige Ausbildung am Theol. Dia­ko­nischen Seminar und übernimmt dann den Ethikunterricht an den Krankenpflegeschulen. Später wird sie auch als Spital-Seelsorgerin ein­gesetzt. Sie leitet bis heute als Prädikantin die Gottesdienste in der Kapelle der Stiftung.
1990 bestimmt die Oberin recht kurzfristig Sr. Lydia zu ihrer Nachfolgerin. Eine Heraus­forderung, ist doch Sr. Lydia neben dem Führen der Gemeinschaft nun als einzige Frau Mitglied in der Geschäftsleitung. Später kommen die Bereiche Alter und Palliative Care dazu. Nach einer Struktur­überprüfung wird Sr. Lydia zur Stellvertreterin des Direktors ernannt.

Führen in der Gemeinschaft
Sr. Lydia führt 325 Diakonissen: «Die Ab­schaffung der Schleife an der Haube war ein rechter Pro­zess.» Sie sieht ihre Aufgabe ins­besondere im Begleiten von Schwestern in Lebens­übergängen. Für die immer einsatz­bereiten Schwestern ist es schwierig, selber Hilfe anzunehmen.
In den 25 Jahren Leitung bis 2015 muss Schwester Lydia immer wieder entscheiden, was verändert werden soll und was wesentlich ist, also beibehalten werden soll.
«Was bleibt und trägt, sind die Gebete, der Gottesdienst und der Dienst am Nächsten.»