Veröffentlicht: 15.03.2020
Diskussionsthemen im Gesundheitswesen: Kostenexplosion, Schliessung von Spitälern, Versorgungssicherheit. Verena Nold, Direktorin der Krankenversicherer- Branchenorganisation santésuisse, zeigt die derzeitige Situation und nennt zukünftige Herausforderungen.
85 % aller Schweizerinnen und Schweizer und auch noch zwei Drittel der über 75‑Jährigen bezeichnen ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut. Die obligatorische Krankenversicherung für alle stellt der gesamten Bevölkerung eine qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung zur Verfügung. Neben diesem Versorgungsziel wurde auch das Solidaritätsziel – die finanzielle Entlastung bei der Prämienzahlung von Personen in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen – grundsätzlich erreicht. Verfehlt wurde jedoch das Kostendämpfungsziel.
Verdoppelung der Kosten im Gesundheitswesen in den letzten 20 Jahren
Einerseits seien die hohen Kosten gemäss dem OECD-Länderbericht 2011 auf Ineffizienzen durch den Föderalismus der Schweiz und auf zu viele Spitäler zurückzuführen. Andererseits trägt der medizinische Fortschritt massiv zur Kostenexplosion bei. Die Menschen profitieren enorm durch bessere Heilungsaussichten – unter anderem bei Krebs (Heilungsquote: 50 %), Hepatitis C (Heilungsquote: 95 %) oder HIV‑Infektion (nahezu normales Leben möglich).
Ethisches Dilemma: Kosten – Nutzen
Für rund 500'000 Franken je Patient/in wird eine gentechnisch ermöglichte Krebs-Immuntherapie durchgeführt. Mit rund 4 Millionen Franken je Patient/in kann die Lebensqualität bei spinaler Muskelatrophie (Muskelschwund) verbessert werden. Die Frage zum Wert eines Menschenlebens ist ethisch schwierig zu beantworten. Es darf deshalb nicht die Frage sein, welche Menschen welche Behandlungen erhalten oder nicht, sondern ob die Kosten für medizinische Behandlungen angemessen sind.
Grösster Kostentreiber: demografischer Wandel
Durch die demografische Entwicklung ist mit einer Verdoppelung der Kosten in der Langzeitpflege zu rechnen: von heute jährlich 15,6 auf 31,3 Milliarden Franken im Jahr 2050!
Wie können wir das Gesundheitssystem fit für die Zukunft machen?
BPW-Mitglieder brachten weitere Anregungen in die anschliessende Diskussion: