Veröffentlicht: 17.11.2020
Neue Technologien und der laufende Wertewandel lösten in der Arbeitswelt einen fundamentalen Umbruch aus. Die Covid-19-Krise hat diese Entwicklung zusätzlich beschleunigt. Elisabeth Hirtl, Mitgründerin und Geschäftsführerin des 2017 gegründeten Co-Working-Spaces Wunderraum, zeigt auf, wie wir mit Co-Working die Zukunft bewusst gestalten können.
Mit dem ersten Grossraumbüro im Jahre 1906 begann auch die Suche nach Lösungen, um dort ungestört und in Ruhe arbeiten zu können. In den 1960ern kamen erste Formen von Home-Arbeitsplätzen auf, auch Telearbeit genannt. Verstärkt durch die Ölkrise 1973, die zu sparsamer und sinnvoller Ressourcennutzung zwang, wurde Home-Office erstmals wirksam.
Arbeit 4.0: «viel heisse Luft – wenig Konkretes»
Im Jahre 2005 hat Bill Gates zum ersten Mal den Begriff «New World of Work» verwendet. In der Diskussion über Arbeit 4.0 kamen vor allem neue Raumkonzepte und neue Software auf – begleitet von Change-Management-Massnahmen. In der Realität klaffte ein Graben zwischen der Vision von New Work und deren Umsetzung: Weder Arbeitgebende noch Arbeitnehmende identifizierten sich vollumfänglich mit den neuen Konzepten.
Technologische Reife reicht nicht, es braucht einen verstärkenden Effekt
In der Schweiz sind 53 % Wissensarbeiter/innen – diese könnten einen Teil ihrer Arbeit von zu Hause oder einem anderen Ort erledigen. Trotz moderner Technologien für ortsunabhängiges Arbeiten setzte sich Homeoffice nicht wirklich durch. Erst durch Covid-19 wurde es Realität – von einem Tag auf den anderen. Das Spektrum der Arbeitsformen erstreckt sich von physisch bis virtuell und von synchron bis asynchron – seit wenigen Monaten sind sämtliche Konstellationen möglich und zum Teil bereits (neuer) Alltag.
Neben der bisher gewohnten Arbeitsweise mit E‑Mails, Chats und persönlichen Meetings im Büro werden parallel und vermehrt Video-Konferenzen und unternehmensinternes Social Networking genutzt, wird «ortsunabhängig» bei Partnern, im Homeoffice oder in einem Co-Working-Space gearbeitet.
«Führung im 21. Jahrhundert ist Zwischenmanagement»
Dieses Zitat des ETH-Professors Theo Wehner zeigt die fundamentalste Änderung im Moment: Wir können nicht mehr auf lange Sicht planen. Dennoch: Das Büro wird der erste Arbeitsort bleiben – für die Identifikation mit dem Unternehmen und für die echte Zusammenarbeit, für Austausch und Vernetzung – neben den weiteren drei Arbeitsorten Home Office, Co-Working und den vielen Begegnungsorten mit Klienten und Klientinnen.
Elisabeth Hirtl ist überzeugt: «In Zukunft werden Co-Working-Spaces an Bedeutung gewinnen: Neben ruhiger und konzentrierter Arbeit bieten sie die Möglichkeit zur Vernetzung ausserhalb des eigenen Unternehmens, haben einen positiven Effekt auf die Entlastung der Verkehrsinfrastruktur und leisten einen Betrag an bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.»